Gesprächsrunde mit Hartmut Simon, Leiter des ver.di Archivs

1873 forderte die Gewerkschaft einen neuen Modus der Akkordberechnung. Ziel war es für die Druckarbeiter eine deutliche Lohnerhöhung zu bekommen. Die Arbeitgeber verweigerten direkte Verhandlungen mit dem Gehilfenverband – erkannten also die Gewerkschaft nicht an. Diese reagierte mit der Ausarbeitung eines eigenen Tarifvorschlags, den sie Leipziger Druckereibesitzern vorlegten. Nach der Ablehnung der Forderungen kam es zum Streik. Der Arbeitgeberverband antwortete mit einer reichsweiten Aussperrung aller Gewerkschaftsmitglieder.

Der Konflikt endete mit einem triumphalen Sieg des Gehilfenverbandes. 20 Prozent der Mitglieder des Unternehmerverbandes traten unmittelbar nach dem Aussperrungsbeschluss aus dem Verband aus und viele Druckereibesitzer zogen ihre Kündigungen zurück. Der Arbeitgeberorganisation blieb keine andere Wahl, als die Gewerkschaft um Aussetzung des Streiks und zu bitten und zentrale Tarifverhandlungen zuzustimmen. Alle maßgeblichen Forderungen der Gewerkschaft wird im Tarifvertrag durchgesetzt: Der von der Gewerkschaft geforderte Modus der Akkordberechnung wurde vereinbart, ferner ein zehnstündiger Arbeitstag und mindestens 19 ½ Mark.

Seitdem hat sich die Tarifpolitik weiterentwickelt. Leichter ist es aber nicht geworden, gute Tarifverträge durchzusetzen. Wir wollen am 17.04.2023 mit dem Leiter des ver.di Archivs Hartmut Simon über den Geschichtlichen Hintergrund sprechen und gemeinsam gucken wie wir aus der Geschichte lernen können.

Gast: Hartmut Simon (Leiter des ver.di Archivs)
Moderation: Britta M. Hamann (Pädagogische Leitung des Bildungszentrums Gladenbach)
Termin: Montag, 17.04.2023 von 19:30 bis 21:00 Uhr
Ort: BigBlueButton Videokonferenz und ver.di Bildungszentrum Gladenbach