1918
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Zweierlei Republik: Die Novemberrevolution
Wir schreiben das Jahr 1918, seit vier Jahren befindet sich Deutschland im Krieg, dem ersten Weltkrieg. Doch nun wird immer klarer, dass Deutschland den Krieg verlieren wird. Die militärische Niederlage Deutschlands wird begleitet von Aufständen. Nach und nach wird die Monarchie überwunden: durch die sogenannte Oktoberreform versucht das Kaiserreich, eine Revolution nach dem Vorbild Russlands 1917 zu verhindern und entmachtet den Kaiser zugunsten des Parlaments. Am 7. November wird in München durch Kurt Eisner von der sozialistischen Partei USPD der Freistaat Bayern ausgerufen – die erste Republik auf deutschem Boden. Die USPD sah die Chance deutschlandweit gekommen, die Monarchie zu beseitigen und rief für den 9. November zu Demonstrationen auf. In der Hoffnung, die Monarchie zu retten, verkündet der Reichskanzler Max von Baden am Morgen des 9. November, dass der Kaiser Wilhelm II. auf seinen Thron verzichte.
Doch vergebens. Die Demonstrationen wachsen an und die Massen fordern das Ende der Monarchie. Karl Liebknecht plant, am Nachmittag die Räterepublik auszurufen. Um seinem linken Kontrahenten zuvorzukommen, tritt der SPD Politiker Philipp Scheidemann um 14 Uhr in Berlin ans Fenster des Reichstages und ruft vor den dort demonstrierenden Massen die Republik aus: „Es lebe das Neue; es lebe die deutsche Republik!“ Davon unbeeindruckt ruft auch Karl Liebknecht zwei Stunden später seinerseits die Freie Sozialistische Republik Deutschland aus.
In den darauffolgenden Wochen und Monaten kämpfen die Anhänger*innen der Räterepublik erbittert um die Macht, die in Hand der SPD ist. Diese setzt sogenannte Freikorps, bewaffnete Truppen von ehemaligen Weltkriegssoldaten, ein, um die Aufstände zu unterdrücken. Das Bündnis aus SPD und Freikorps hat Erfolg: die Aufstände werden blutig unterdrückt und Friedrich Ebert wird erster Reichspräsident der Weimarer Republik.