Mitbestimmung, New Work und autoritäre Dynamiken

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Mitbestimmung, New Work und autoritäre Dynamiken
mit Oliver Decker 

Online-Veranstaltung im Rahmen der Reihe "Demokratie stärken"

Mitbestimmung, New Work und autoritäre Dynamiken
Mit den Nationalsozialisten wurde die ‚deutsche Arbeit‘ nach dem Führungsprinzip umorganisiert. Die Arbeiter*innen wurden als „Gefolgschaft“, die Unternehmen als „Wirtschaftsführer“ verstanden. Erst mit dem Betriebsverfassungsgesetz von 1952 wurde die betriebliche Mitbestimmung gesetzlich wieder neu verankert.

Wie wichtig die individuellen Erfahrungen von Mitbestimmung und Gestaltung im Arbeitsumfeld sind, belegt u.a. die von der Otto Brenner Stiftung herausgegebene Studie zu „Arbeitswelt und Demokratie in Ostdeutschland“. Sie zeigt, dass Menschen, die sich im betrieblichen Umfeld als wirkmächtige, anerkannte Subjekte erfahren, deutlich weniger zu rechtsextremen Einstellungen tendieren oder diesen Anhängen als Menschen, die im Arbeitskontext Erfahrungen von Handlungsohnmacht oder fehlender Anerkennung machen. 

Als der Ort, wo Menschen den Großteil ihrer Lebenszeit verbringen, verdient die Arbeitswelt daher auch eine besondere Beachtung und scheint ein bedeutender Bezugspunkt um die Entstehung und Verstärkung anti-demokratischer Einstellungen zu verstehen und diesen entgegenzuwirken. 

Genügt also eine Institutionalisierung betrieblicher Mitbestimmung, wie in Form von Betriebsräten, zur Förderung eines demokratischen Miteinanders? Wie sind neue Arbeitsformen, wie „New Work“ zu verstehen, wo mit Mitbestimmung und Anerkennung auf dem Arbeitsmarkt geworben wird – agil, hierarchiefrei, per du, flexibel, familiär und auf Augenhöhe? Ist die autoritäre Dynamik von Führung und Unterordnung in diesen Arbeitsformen tatsächlich aufgehoben oder nur besonders gut verdeckt? Wo liegen die Grenzen betrieblicher Mitbestimmung, wo deren Potenzial?
Neben der Vorstellung zentraler Ergebnisse der Studie werden Beispiele aus der agilen Welt des New-Works eingebracht und zusammen mit theoretischen Erklärungsansätzen zur Diskussion gestellt.
Mit dabei: 

Oliver Decker ist Mitherausgeber der oben genannten Studie und Direktor des Else-Frenkel-Brunswik-Institut für Demokratieforschung in Sachsen.

Johannes Buchholz ist freier Kulturwissenschaftler und Projektmanager in den Bereichen Digitalisierung und Kultur.
Infos zur Reihe und Infoabo für weitere Veranstaltungen

Datum & Uhrzeit

29.07.2024
19:30 Uhr
virtueller Meetingraum
Prof. Dr. Oliver Decker
Sozialpsychologe und Soziologe