Geschichte der Arbeiter*innenbewegung - Teil 1 - Von den Anfängen bis zum Burgfrieden

Dies ist der erste Teil der Selbstlernheit, die dir einen kleinen Überblick über die Entwicklung der Arbeiter*innen und ihren Organisationen gibt.

Reiter

Geschichte der  Arbeiter*innenbewegung I

Von den Anfängen bis zum Burgfrieden

Dies ist der erste Teil der Selbstlernheit, die dir einen kleinen Überblick über die Entwicklung der Arbeiter*innen und ihren Organisationen gibt.

Die anderen Teile findest du als Links am Ende der jeweiligen Selbstlerneinheit.

"Nicht die Gewehrkugel und Generäle machen Geschichte, sondern die Massen" Nelson Mandela

So schön sich das Zitat auch liest und wir denken - "ja, wir machen die Geschichte" - so wenig wird das doch in der Geschichtsschreibung berücksichtigt. Geschichte ist auch immer Geschichte der Herrschenden, denn sie "haben genug Puste, die Windrichtung zu bestimmen." Christa Wolf.

Deshalb dürfen "wir Massen" die Geschichte nicht vernachlässigen, oder für nicht Wichtig ansehen. Im Gegenteil, wir müssen sie uns genau anschauen, sie uns vor Augen halten und sehen, dass das was wir heute haben (und teilweise nur noch verteidigen), alles von Massen an Menschen erkämpft wurde - inkl. Verfolgung, Repressionen bis hin zu Todesstrafen.

Wollen wir sie uns hiermit mal angucken, diese Geschichte der Arbeitenden. Denn "die Geschichte aller bisherigen Gesellschaft ist die Geschichte von Klassenkämpfen" Karl Marx. Und da dürfen wir als Gewerkschaften doch nicht fehlen, oder?! :)

Du hast Fragen, Anmerkungen oder Fehler gefunden?

Wende dich an....

Anmerkungen zu dieser Selbstlerneinheit:

Geschichte ist ein langer Prozess, so auch die Geschichte der Gewerkschaften. Da wir dies nicht im Schnelldurchlauf erzählen können, ist diese Selbstlerneinheit in 3 Teile geteilt.

Wenn du gerade nicht so viel Zeit hast, überfliege sie nur - es ist bei jedem (uns wichtigen) Ereignis genug Text um den Verlauf (sehr) grob zu verstehen.
Speichere dir die Seite ab, um später noch mal vertiefter einzusteigen.

die Anfänge...

"Wir haben Hunger" riefen im November 1159 v. Chr. die Arbeiter beim Bau ded Grabs von Ramses III. Sie hatten bereits seit 18 Tagen keinen Lohn, sowie Rationen bekommen.
Dies ist der erste überlieferte Streik in der Weltgeschichte. Die Arbeiter in Ägypten streikten auch weiterhin. Ihr könnt den Verlauf hier nachlesen.

In den nächsten Jahrhunderten gab es immer wieder Proteste, Kämpfe, Streiks, Bündnisse und Organisationen von seiten der arbeitenden Bevölkerung.
Aber die zählen wir nicht alle auf. Wir machen einen großen Zeitsprung bis ins Jahr 1789.

1789...

Bitte warten Sie, bis der Inhalt geladen werden konnte.

In diesem Video bekommst du einen kleinen Einblick in die Zeit von damals. Olympe de Gouge - die erste Frauenrechtlerin spielt dabei eine wichtige Rolle

Kurze Hintergrundinformation zur Französischen Revolution

Bevor es auch auf dem Gebiet, wo heute Deutschland ist, Veränderungen in Richtung einer Art Demokratie gibt, dauert es noch etwas. Hier tritt die Industrialisierung später ein als in England.

In dieser Zeit malte Robert Köhler ein passendes Bild zur vorherschenden Situation der Arbeiter*innenklasse...

Wenn du auf die Infoknöpfe klickst, erfährst du mehr über die Bedeutung der einzelnen Bildausschnitte

Bitte warten Sie, bis der Inhalt geladen werden konnte.

Ab hier gibt es einzelne Zeitabschnitte, die ihr euch anschauen könnt.

* wir nutzen in einigen Abschnitten das generische Maskulinum; Wenn in den jeweiligen Zusammenschlüssen nur Männer waren. Frauen organisierten sich meist eigenständig, dies zeigen wir dann jeweils auf.

Unter Arbeiterbildungsverein ist ein Zusammenschluss von Arbeitern und Handwerkern zu verstehen, der deren Bildung dient und im Vormärz zur Entwicklung eines proletarischen Klassenbewusstseins führte. Teilweise wurden sie unter Mitwirkung des liberalen Bürgertums und teilweise von Arbeitern und Handwerkern selbst gegründet. In ihnen lag der Hauptschwerpunkt in der Vermittlung von Wissen und Bildung allgemeiner und fachlicher Art. 

Zunächst waren vornehmlich emigrierte Intellektuelle und Handwerker Mitglieder in Arbeiterbildungsvereinen, später vergrößerte sich die Mitgliederbasis und zahlreiche Arbeiter - und dann auch Arbeiterinnen - aus anderen Wirtschaftszweigen traten bei. Dies führte dazu, dass die Mehrzahl der Arbeiter*innenvereine meist mehrere hundert Mitglieder aufwies.

  • Der Großdeutsche Verein wird 1832 von emigrierten Intelektuellen, Kaufleuten und Handwerkern in Paris gegründet. Er gilt als der "Urverein" der Arbeiter*innenbildungsvereine (ABV). Berühmte Mitglieder waren Heinrich Heine und Ludwig Börne.
  • DIe ABVs im deutschsprachigem Raum traten maßgeblich erst nach 1848 in Erscheinung, verbreiteten sich danach aber flächendeckend.
  • Vor 1848: erste Arbeiter- und Handwerker- (Bildungs-) Vereine 1843 in Stettin (Handwerkerverein), 1844 in Berlin (Handwerkerbildungsverein) und Mannheim (1847 aufgelöst, 1848 wieder gegründet), 1845 in Hamburg und Kiel (Gewerbeverein), 1846 in Altona, Bremen, Chemnitz (Maschinenbauverein), Danzig, Elberfeld, Hitzacker, Luckenwalde, Magdeburg und Oldenburg, 1846/47 Leipzig und vor 1848 in Breslau (Arbeitersingverein), München und Wien
  • Die Hamburger "Bildungsgesellschaft - Verein zur Hebung der arbeitenden Klasse" hatte 1847 450 Mitglieder, hauptsächlich Tischler, Schuster und Schneider
  • Vorträge und Kurse in Deutsch und Fremdsprachen, Geschichte, technischem Zeichnen und Redeübungen zur politischen Bildung

Eine zentrale Rolle bei der politischen Arbeiter*innen-Bildung spielten die Vorlesenden. Wer dazu mehr erfahren möchte kann auf das Bild klicken

Ein unmittelbarer Vorbote der Märzrevolutionen im damaligen Mitteleuropa war das Krisenjahr 1847, dem eine schwere Missernte 1846 vorausging. Daraus folgten Hungersnöte in fast allen deutschen Staaten und Regionen sowie infolge der Verteuerung der Lebensmittel verschiedene Hungerrevolten, so beispielsweise die sogenannte „Kartoffelrevolution“ vom April 1847 in Berlin.

Viele auch ärmere, vom Pauperismus (vorindustrielle Massenarmut) betroffene Bevölkerungsschichten wie Arbeitende, verarmte Handwerker, Landarbeiter usw. schlossen sich, bedingt durch ihre soziale Not, daraufhin zunehmend den Forderungen demokratisch und liberal gesinnter Kreise an.

Jubelnde Revolutionäre nach Barrikadenkämpfen am 18. März 1848 in der Breiten Straße in Berlin, im Hintergrund das Berliner Schloss

Mehr zur Märzrevolution hier

Eine neue Bevölkerungsschicht, das Proletariat (die abhängig beschäftigte Arbeiterklasse), wuchs rasch an. Die Arbeits- und Lebensbedingungen in den Industriebetrieben und deren Umfeld waren im 19. Jahrhundert in der Regel katastrophal. Die meisten Arbeiter*innen lebten in den Ghettos und Slums der Städte am Rande des Existenzminimums oder oft auch darunter, von Arbeitslosigkeit bedroht und ohne soziale Absicherung. Schon Jahre vor der Märzrevolution war es immer wieder auch zu kleineren, regional begrenzten Aufständen gegen Industriebarone gekommen. So war etwa der Weberaufstand vom Juni 1844 in Schlesien, eine Hungerrevolte der Weber*innen aus Langenbielau und Peterswaldau, der erste in der überregionalen Öffentlichkeit bedeutsame Aufstand des deutschen Proletariats infolge der sozialen Not, die durch die Industrialisierung verursacht war.

Bitte warten Sie, bis der Inhalt geladen werden konnte.
Bitte warten Sie, bis der Inhalt geladen werden konnte.

Die Revolution wurde niedergeschlagen. Als Zugeständnis kam es zur Ersten Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche. Dort waren vornehmlich die Schichten des Bürgertums vertreten, Männer von Besitz und Bildung, hohe Beamte, Professoren, Offiziere, Richter, Staatsanwälte, Advokaten usw. Arbeiter*innen gab es nicht.

Dies war auch Ausdruck der Spaltung zwischen Arbeitenden und Bürgertum

  • Das von Marx und Engels verfasste "Kommunistische Manifest" stieß besitzende Bürger ab 
  • Viele Bürgerliche suchten daraufhin den Schulterschluss mit reaktionären Kräften
  • Die Arbeiter*innenvereine fühlten sich von den bürgerlichen Parteien nicht mehr vertreten

Das Scheitern der deutschen Revolutionen 1849 hatte nicht nur zur politischen Windstille und zur strafrechtlichen Verfolgung vieler Demokraten geführt. Die Restauration traf politisierte Frauen besonders hart, untersagte doch das 1850 in Preußen und manchen anderen deutschen Ländern erlassene Koalitionsverbot dem weiblichen Geschlecht jegliche öffentliche Betätigung in politischen Fragen oder die Vereinsgründung zu solchen Zwecken. Dabei gab es gesellschaftliche Missstände genug, die einen energischen weiblichen öffentlichen Widerspruch nahelegten.

Aufgrund der sehr verschiedenen Meinungen zum neuen Parlament blieben die Arbeitenden weiterhin in ihren eigenen Organisationen. Am 23. August 1848 fand in Berlin der erste "Allgemeine Deutsche Arbeiter-Kongress" statt - auf dem die "Allgemeine Arbeiterverbrüderung" als Dachverband gegründet wurde.

Fazit der Märzrevolution: Obwohl die Arbeiterverbände 1848 erstmals als politische Kraft in Erscheinung traten, blieb ihr direkter Einfluss auf die Nationalversammlung begrenzt. Die Revolution machte jedoch die unterschiedlichen Interessen von Arbeitenden und Bürgertum deutlich und legte damit den Grundstein für die spätere Entstehung eigenständiger Arbeiter*innenparteien.

Vorläufer der SPD waren so zum Beispiel der 1863 gegründete Allgemeine Deutsche Arbeiterverein und die 1869 gegründete Sozialdemokratische Arbeiterpartei, die sich 1875 zur Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands zusammenschlossen. Ihren heutigen Namen gab sich die Partei im Jahr 1890. Ab da verzeichnete sie auch immer steigendere Wahlergebnisse.

Auch für die noch jungen Gewerkschaften waren die Jahre erfolgreich, so wurde am 1. Mai 1873 ein Tarifvertrag für Buchdrucker abgeschlossen (1848 schlossen die Drucker was ähnliches ab: Hier wurden erstmals deutliche Lohnerhöhungen, der Zehn-Stunden-Tag und ein gemeinsames Schiedsgericht tarifiert.) 1873 setzten sie ihre Pionierrolle fort, in dem der erste Reichstarifvertrag abgeschlossen wurde.

Bis zum Frühsommer 1878 lief soweit alles "gut" für die Arbeiter*innen-Bewegung. Dann aber fand Bismarck den Einfluss der "Sozialdemokratie" und weitere Arbeiter*innenorganisationen zu stark wachsend...

Hier hört ihr, was 1878 einschneidendes passiert ist

"Vereine, welche durch sozialdemokratische, sozialistische oder kommunistische Bestrebungen den Umsturz der bestehenden Staats-- und Gesellschaftsordnung bezwecken, sind zu  verbieten. Dasselbe gilt von Vereinen, in welchen sozialdemokratische, sozialistische oder kommunistische auf den Umsturz der bestehenden Staats- oder Gesellschaftsordnung gerichtete Bestrebungen in einer den öffentlichen Frieden, insbesondere die Eintracht der Bevölkerungsklassen gefährdenden Weise zutage treten."

Diese Möglichkeit von Vereinsverboten wird dann auf  Versammlungen sowie periodische und nichtperiodische Druckschriften ausgedehnt. Bei periodischen Druckschriften kann das "fernere Erscheinen" untersagt werden, sobald nur eine einzelne Nummer aufgrund des Gesetzes verboten wird. Für die betroffenen Vereine bzw. Druckschriften wird zwar eine Beschwerdeinstanz, die "Reichskommission", eingerichtet. Doch ähnlich wie bei den einzelstaatlichen Vereinsgesetzen setzt die Beschwerde das Verbot nicht außer Kraft. Weiter bietet das Gesetz noch mehrere Möglichkeiten zur Verfolgung. Die weitere Tätigkeit für einen verbotenen Verein oder eine verbotene Zeitung und die Beteiligung an einer verbotenen Versammlung werden mit Strafen bis zu einem Jahr Gefängnis bedroht.

Den wegen Übertretungen des Sozialistengesetzes rechtskräftig zu Freiheitsstrafen Verurteilten kann der Aufenthalt an bestimmten Orten verboten werden, falls es sich nicht um ihren Heimatort handelt. Auch "Personen, welche es sich zum Geschäft machen, die im § 1 Abs. 2 bezeichneten Bestrebungen zu fördern" - so z.B. Gastwirten, Buchdruckern, Buchhändlern - kann die Gewerbefreiheit beschränkt und der Handel mit Druckerzeugnissen untersagt werden. Schließlich kann noch für "Bezirke und Ortschaften, welche durch die im § 1 Abs. 2 bezeichneten Bestrebungen mit Gefahr für die öffentliche Sicherheit bedroht sind", durch die Zentralbehörden der Bundesstaaten mit Zustimmung des Bundesrates der sog. Kleine
Belagerungszustand verhängt werden.
Dies kann Beschränkungen der Versammlungsfreiheit, der Ver-
breitung von Druckschriften sowie des Tragens von Waffen zur Folge haben.

Vor allem bietet der "kleine Belagerungszustand" die Möglichkeit, die Repräsentanten der lokalen bzw. regionalen Sozialdemokratie und der Gewerkschaften aus ihrem Wohnort und dessen benachbarten Gebieten auszuweisen.

Auszug aus dem sogenannten "Sozialistengesetz"/ Gesetz gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie, 19.10.1878
Quelle: FES-Bibliothek, Online-Chronologie der deutschen Gewerkschaftsbewegung von den Anfängen bis 1918.

Überlege welche Auswirkungen dieses Gesetz wohl auf die Arbeiter*innenorganisationen hatte

Bitte warten Sie, bis der Inhalt geladen werden konnte.
Bitte warten Sie, bis der Inhalt geladen werden konnte.

Anfang der 1880er Jahren lockern Verwaltung und Polizei die Zügel und wenden eine "mildere Praxis" an. Das ermuntert Gewerkschaften und Arbeiter*innenorganisationen mit dem Wiederaufbau zu beginnen. Es werden lokale Fachvereine, Kranken- und Sterbekassen, Wanderunterstützungen (zur Absicherung gegen die finanziellen Folgen von Streik und Arbeitslosigkeit) und Arbeitsnachweise gegründet. 1884 gibt es bereits wieder 13, 1886 schon 35 und 1888 dann 40 gewerkschaftliche Zentralverbände.

Erstaunt von der wachsenden Zustimmung, die Gewerkschaften und Sozialdemokratie in diesen Jahren erfahren, schlägt der Staat 1886 wieder eine härtere Gangart ein. Der preußischen Innenministers Robert von Puttkamer verkündet den Streikerlass und fordert die staatlichen Organe auf, mit aller Schärfe gegen Streiks, Streikende und Streikführer*innen vorzugehen. Die unmittelbare Folge: Von 1886 bis 1888 werden erneut 15 gewerkschaftliche Organisationen und sechs Unterstützungskassen aufgelöst.

Bitte warten Sie, bis der Inhalt geladen werden konnte.
Bitte warten Sie, bis der Inhalt geladen werden konnte.

Doch allen Unterdrückungsmaßnahmen zum Trotz: die sozialdemokratische Arbeiter*innenbewegung entwickelt sich positiv: Der Stimmenanteil der Sozialdemokratischen Partei wächst bei den Reichstagswahlen von 1873 bis 1890 von 7,5 Prozent auf 19,7 Prozent. Und auch die Freien Gewerkschaften gewinnen neue Mitglieder.

Dennoch: Die Erfahrung mit Ausgrenzung, Unterdrückung und politischer Entrechtung der (sozialdemokratischen) Arbeiter*innenschaft und die Anfänge der staatlichen Sozialpolitik beeinflussen die sozialdemokratische bzw. gewerkschaftliche Politik. Sie bereitet in Teilen der Arbeiter*innenbewegung den Boden für radikale Positionen, andere beginnen angesichts der staatlichen Sozialpolitik die Rolle des Staates zu überdenken. Für sie ist der Staat nicht mehr allein der „Agent kapitalistischer Interessen“, sondern auch ein möglicher sozialpolitischer Akteur.

Bereits 1890 hat sich der 1. Arbeitersportverein gegründet, viele weitere Vereine folgten diesem Beispiel. So waren 1920 ca 1.1 Millionen Arbeiter in Sportvereinen organisiert.

Die Arbeitersportvereine verstanden sich als Teil der sozialistischen Arbeiterbewegung und als Gegenpol zu den bürgerlichen Sportvereinen. Sie sahen sich als Träger einer spezifischen proletarisch-sozialistischen Körperkultur. Obwohl sie sich nicht als direkte Unterorganisationen der sozialdemokratischen Partei verstanden, traten sie für bessere Lebensverhältnisse der Arbeiterschaft ein und schufen ein eigenes gesellschaftliches und kulturelles Umfeld.

Die politische Bedeutung der Arbeitersportvereine zeigte sich auch in den Repressionsmaßnahmen, die gegen sie ergriffen wurden. 1908 wurde mit dem Reichsvereinsgesetz ein Verbot erlassen, das Jugendlichen unter 18 Jahren die Mitgliedschaft in politischen - insbesondere sozialdemokratischen - Organisationen untersagte. Die Behörden erklärten daraufhin viele Arbeitersportvereine zu politischen Organisationen, um ihre Jugendarbeit zu unterbinden.

Bitte warten Sie, bis der Inhalt geladen werden konnte.
Bitte warten Sie, bis der Inhalt geladen werden konnte.
Bitte warten Sie, bis der Inhalt geladen werden konnte.
Bitte warten Sie, bis der Inhalt geladen werden konnte.

Ein kleiner Videoexkurs zur Namensgeberin der Straße in dem die ver.di Bundesverwaltung steht.

Die ständigen Warnungen Kaiser Wilhelms II. vor den Parteien des Umsturzes, die massiven Polizeieinsätze gegen Streikende und die bitteren Niederlagen, die die Gewerkschaften in den zurückliegenden Jahren einstecken mussten, haben fatale Folgen: Die Gewerkschaften sind verunsichert, taktieren, um Konflikte mit dem Staat zu vermeiden und verprellen damit viele ihrer Mitglieder. In Scharen treten Arbeiterinnen und Arbeiter aus, zwischen 1890 und 1892 fast 75.000.

Wobei am 1890 die "Generalkommission der Gewerkschaften" gegründet wurde - der erste Dachverband der Freien Gewerkschaften im Deutschen Reich. Mitte der 1890er zeichnet sich eine Wende der Mitgliederzahlen ab. Nach und nach entwickelten sie sich doch zu Massenorganisationen und die Gewerkschaften können endlich – wenn auch bescheidene – Verbesserungen durchsetzen.

Die Löhne steigen zwischen 1890 und 1913 von 650 auf 1.083 Mark, die Arbeitszeit wird verkürzt von 11 Stunden (1890) auf 10 Stunden pro Tag (1913). Und die Mitgliederzahlen steigen weiter. 1914 haben allein die Freien Gewerkschaften 1.502.811 Mitglieder.

Quelle Statisik: Hans-Böckler-Stiftung

Und noch ein kleiner Exkurs zu einem Gedicht. Bertolt Brecht hat es geschrieben und es regt zum Nachdenken an, wenn wir an die Arbeitenden Menschen denken. Deshalb hier - auch in Vorbereitung auf den nächsten Teil :)

"Bert Brechts Fragen eines lesenden Arbeiters (Quelle) enthalten eine klare Kritik an der üblichen Geschichtsschreibung, die sich häufig darin erschöpft, Schlachten, Herrscher, ihr Gerangel und ihre Kabalen aufzulisten, meist einseitig idealisiert und damit auch noch falsch"